CDU Stadtverband Walldorf

Stadtwerke-Gewinn schmälert Bäderpark-Verlust

Gemeinderat stellt den Jahresabschluss 2021 mit einem Verlust von 1,4 Millionen Euro fest

Artikel in der Walldorfer Rundschau Nr. 30 2022 auf Seite 4.

Die Walldorfer Rundschau Nr. 30 2022 | Foto: Dr. Clemens KrieselDie Walldorfer Rundschau Nr. 30 2022 | Foto: Dr. Clemens Kriesel

Es ist kein Geheimnis, dass öffentliche  Bäder keine Gewinne erwirtschaften.  In Walldorf hat der Bäder- und Sauna- park im vergangenen Jahr ein Minus von  fast 2,9 Millionen Euro gemacht. Das  sind 300.000 Euro mehr als noch 2020,  unter anderem weil die Besucherzah- len pandemiebedingt zurückgegangen  sind. Einen Teil dieses Verlustes können  die Stadtwerke als Betreiber des AQWA  über ihre anderen Geschäftsfelder aus- gleichen. Dennoch bleibt ihnen für 2021  ein Jahresfehlbetrag von 1,44 Millionen  Euro, den der Gemeinderat in seiner  jüngsten Sitzung festgestellt hat. Die  Entlastung des Aufsichtsrats musste da- gegen auf einen späteren Zeitpunkt ver- schoben werden, da zu wenige nicht be- fangene Gemeinderäte anwesend waren. Stadtwerke-Geschäftsführer Matthias  Gruber ging in seiner kurzen Erläute- rung der von der Stadtkämmerei zusam- mengestellten Zahlen auf das bekannte  Modell ein, dass ein Teil der Verluste aus  der Bädersparte über die Gewinne auf der  Energie- und Dienstleistungsseite gedeckt  werden kann. In einem durch Lockdowns,  Betriebsschließungen und Homeoffice ge- prägten Jahr habe zwar witterungsbedingt  der Gasabsatz merklich zugenommen,  beim Strom kam es aber durch den Weg- fall eines Großkunden zu einem starken  Absatzrückgang. Sowohl beim Gas als  auch beim Strom seien die Preise schon  2021 am Großhandelsmarkt deutlich an- gestiegen. Da die Stadtwerke nur moderate  Preisanpassungen vorgenommen hätten,  seien die Vertriebsergebnisse gegenüber  dem Vorjahr zurückgegangen. „Die Was- sersparte schließt im zweiten Jahr in Fol- ge mit Verlust“, sagte Gruber, das sei auch  fürs laufende Jahr zu befürchten. Deshalb   werde man zum 1. August nicht um eine  Preiserhöhung herumkommen. Auf der Erlösseite blieb man gegenüber  dem Vorjahr beim Strom mit 17,9 Mil- lionen Euro stabil, verzeichnete aus der  Gasabgabe einen Anstieg von 4,1 auf  5,2 Millionen und bei der Wasserabgabe  einen Rückgang von 2,6 auf 2,5 Millio- nen. Aus dem Bäder- und Saunabetrieb  sanken die Einnahmen von 717.000 auf  588.000 Euro – weil die Besucherzahlen  im Vergleich zu 2020 um 13 Prozent auf  noch rund 118.000 Gäste zurückgingen.  Unter die Dienstleistungen mit Erlösen  von insgesamt 5,6 Millionen fallen un- ter anderem die Einnahmen aus eigenen  Photovoltaikanlagen und aus der Betei- ligung am Windpark Suckow sowie die  weiter gestiegenen Erlöse aus dem Glas- fasergeschäft. „Altbekannte Gewissheiten“, sah Mathias  Pütz (CDU) im Jahresabschluss. „Isoliert“  und ohne den Bäderbetrieb betrachtet,  sei „der Gewinn hoch einzuschätzen“.  Der Aufsichtsrat tue gut daran, den Weg  der Verbreiterung der Geschäftstätigkeit  durch die Dienstleistungs- und Beteili- gungssparte wohlwollend zu begleiten.  Bei „Investitionen in die Energiewende“  sah Pütz dank der Expertise der Stadt- werke „Ökologie und Ökonomie quasi  versöhnt“. Sein Befund: „In der Vergan- genheit wurden wichtige Weichen richtig  gestellt.“ „Bereinigt um das AQWA“ hätten die  Stadtwerke ein „positives Ergebnis“, stellte  Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) fest,  machte aber auch deutlich, dass man das  bewusst in Kauf nimmt: „Wir wollen die- sen Bäderpark, wir brauchen ihn für die  Menschen im Ort.“ Dass die Stadtwerke  2021 mit steigenden Strom- und Gasprei- sen konfrontiert gewesen seien und trotz-  dem lediglich „sehr geringe Preisanpas- sungen“ vorgenommen hätten, sei „nur  ein Vorgeplänkel“ zur aktuellen Lage,  warnte sie vor baldigen „gravierenden  Preisanpassungen“. Die Investitionen der  Stadtwerke in erneuerbare Energien seien  dagegen „richtig nachhaltig und profita- bel“, auch durch ihre Kundennähe seien  die Stadtwerke gut aufgestellt. Die Grünen verfolgen laut Wilfried Weis- brod schon länger die Idee, durch die  Stadtwerke „eine ökologische Situation  in Walldorf “ voranzubringen. „Da sind  wir noch nicht ganz zufrieden“, erklärte  er. „Wir tun vieles“, angesichts der guten  finanziellen Situation der Stadt könnte es  aus Sicht seiner Fraktion aber mehr sein.  Dass die Grünen im Juni 2021 den Antrag  gestellt hatten, dass die Verwaltung den  Stadtwerken den Auftrag zum beschleu- nigten Ausbau der Ladesäuleninfrastruk- tur in Walldorf erteilen soll, und man ein  Jahr später erfahre, dass die Stadtwerke  das nicht dürften, sei „ein Schlag ins Ge- sicht“, kritisierte Weisbrod. „Wir stellen  den Antrag erneut“, wolle man nun, dass  die Stadt selbst „dieses Vakuum füllt“. Das im Vergleich zum Vorjahr höhere Mi- nus überrasche niemanden, sagte Günter  Lukey (FDP) mit Blick auf die Einschrän- kungen durch die Corona-Pandemie. Da- mit der kommende Winter keine „noch  größere Belastungsprobe“ werde, brauch- ten die Stadtwerke in der aktuellen Lage  „kreative Ansätze“. So sollten die Inves- titionen in Windkraft und Photovoltaik  weiter ausgebaut werden, forderte Lukey.  „Die getätigten Investitionen zahlen sich  langsam aus“, sei das gerade in Krisenzei- ten vorteilhaft. „Wir hoffen auf baldigen  Frieden in der Ukraine und eine spürbare  Beruhigung der explodierten Energie- preise“, sagte Lukey.