CDU Stadtverband Walldorf

Freie Fahrt für Radfahrer

Gemeinderat beschließt die erste Walldorfer Fahrradstraße

Artikel in der Walldorfer Rundschau 2022 Nr. 28 auf Seite 3.

Die Walldorfer Rundschau 2022 Nr. 28 | Foto: Dr. Clemens KrieselDie Walldorfer Rundschau 2022 Nr. 28 | Foto: Dr. Clemens Kriesel

Für Bürgermeister Matthias Renschler ist  es „ein Meilenstein“, und auch die große  Mehrheit des Gemeinderats war von der  Planung des Stadtbauamts angetan: Die  Kurpfalzstraße wird zur ersten Walldor- fer Fahrradstraße. Das hat der Gemeinde- rat bei einer Gegenstimme beschlossen.  Die Maßnahme ist Teil des im Mai ver- abschiedeten Radverkehrskonzepts, mit  dem das Fahrradfahren in Walldorf noch  attraktiver werden soll. Die Planer haben  dafür die Kurpfalzstraße ausgewählt, weil  sie eine wichtige Verkehrsachse für den  Radverkehr zwischen dem Stadtzentrum  und dem Schulzentrum im Norden dar- stellt. Gerade für den Schülerverkehr ist  sie von besonderer Bedeutung. „Das ist  der Auftakt für weitere Maßnahmen und  ein gutes Signal nach außen“, sagte Stadt- baumeister Andreas Tisch. Die Umset- zung soll nach seinen Worten zügig ange- gangen werden. Der Stadtbaumeister erläuterte dem  Gremium, dass es in der Kurpfalzstraße  schon heute einen Fahrradanteil am Ge- samtverkehr von 60 bis 65 Prozent gebe.  Der motorisierte Durchgangsverkehr  werde künftig ausgeschlossen, mit der  entsprechenden Beschilderung („Anlie- ger frei“) sorgt man dafür, dass die An- wohner auch weiterhin mit dem Auto zu  ihren Häusern und Wohnungen kom- men. Der Radverkehr darf allerdings we- der behindert noch gefährdet werden, das  Nebeneinanderfahren mit Fahrrädern ist  ausdrücklich erlaubt. Tisch machte deut- lich, dass man sich in der Gestaltung der  Fahrradstraße stark an den Musterlösun- gen des Landes orientiert habe. Zur „Herausforderung“ werden laut dem  Stadtbaumeister die insgesamt 13 Kreu- zungen der Kurpfalzstraße mit anderen  Straßen – an allen müssen mehrere Schil- der aufgestellt werden, die die Bevorrech- tigung des Radverkehrs signalisieren.  Zudem wird die Fahrbahn an Kreuzun- gen und Einmündungen auf einer Breite  von 3,80 Metern rot markiert, ergänzt  durch Piktogramme mit dem Sinnbild  „Fahrradstraße“. Eine sogenannte „Doo- ring-Zone“ wird im gesamten Straßen- verlauf mit einem 50 Zentimeter breiten  Sicherheitsstreifen von der Fahrbahn ab- gegrenzt, um Unfälle beim Öffnen von  Fahrzeugtüren zu verhindern. Wie sich  diese Lösungen dann in der Praxis be- währen, „wollen wir in der Folge genau  beobachten“, so Andreas Tisch. Denn in  Zukunft könnte das Instrument der Fahr- radstraße auch auf weitere Nebenstraßen  ausgeweitet werden. Für die CDU ist die Umgestaltung der  Kurpfalzstraße zur Fahrradstraße „ein  wesentliches Element“ des jüngst be- schlossenen Radverkehrskonzepts, sag-  te Mathias Pütz für die Mehrheit seiner  Fraktion. Zwar biete sie dafür keine ide- alen Voraussetzungen, erfülle aber den- noch entscheidende Kriterien. So dürfte  aus seiner Sicht der parallele Verlauf zur  Schwetzinger Straße die Attraktivität der  Route für den Schüler- und Pendlerver- kehr erhöhen. Gelingen könne die Maß- nahme aber nur in Verbindung mit einer  effizienten Kommunikation mit Nutzern  wie Anliegern, so Pütz. Sein Fraktionskol- lege Dr. Gerhard Baldes begründete seine  abweichende Meinung und Gegenstimme  vor allem mit der aus seiner Sicht gefährli- chen Kreuzung mit der Rennbahnstraße,  an der die heute bestehende Vorfahrtsre- gelung „für mich besser und sicherer“ sei. „Wir sind zuversichtlich, dass der umfas- sende Maßnahmenkatalog zügig umge- setzt wird“, sagte Petra Wahl (SPD) über  das gesamte Radverkehrskonzept, mit  dem man die Attraktivität Walldorfs für  Radfahrer steigern wolle. Zu den neuen  Wegen, die man dafür gehen müsse, ge- höre die Fahrradstraße, die ein „Grund- stein für ein fahrradfreundliches Wall- dorf “ sei. „Damit bringen wir ein Projekt  auf den Weg, das zukunftsweisend ist.“  Sichere Schulwege seien schon immer  ein Anliegen der SPD gewesen. Nach der  Umsetzung sehe man dann auch das Ord- nungsamt in der Pflicht, durch regelmä- ßige Kontrollen das Augenmerk auf die  Sicherheit der Nutzer zu legen, so Petra  Wahl. Da die Kurpfalzstraße schon heute mehr- heitlich von Radfahrern genutzt werde,  müsse ihnen auch „zwingend ein Vor- recht eingeräumt werden“, sagte Manfred  Wolf (Bündnis 90/Die Grünen). Die rad- fahrenden Schüler seien zudem „Wall- dorfs Verkehrsteilnehmer der Zukunft“.  Für Wolf profitieren von der Maßnahme  auch die Anwohner, werde doch künf- tig der motorisierte Durchgangsverkehr   komplett ausgeschlossen. Um viele Men- schen für die Änderung zu sensibilisie- ren, plädiere seine Fraktion „für eine breit  angelegte Kommunikationskampagne“.  Zudem würden sich die Grünen laut Wolf  wünschen, dass in diesem Zug auch das  Thema Schulwegeplan noch einmal neu  angegangen wird. Die Kurpfalzstraße eignet sich aus Sicht  von Dagmar Criegee (FDP) „ganz be- sonders als Fahrradstraße“. Mit ihr wage  man den Versuch, Radfahrern einen „re- lativ gefahrlosen Weg“ zu schaffen, das  sei gerade für die gut 2000 Schüler am  Schulzentrum wichtig. Um Unfällen vor- zubeugen, müsse neben der „Dooring- Zone“ auch der Ordnungsdienst dafür  sorgen, „dass nicht schlampig geparkt  wird“. Dagmar Criegee bat zu prüfen, ob  es nicht ausreiche, das schon heute beste- hende Tempo 30 durch Piktogramme auf  der Fahrbahn statt durch einen „Schil- derwald“ an sämtlichen Kreuzungen zu  kennzeichnen. Und auch sie bat darum,  die Anwohner und die Bürger in den um- liegenden Straßen umfassend über die  Maßnahme zu informieren.