CDU Stadtverband Walldorf

Unterwegs mit dem Waldflüsterer im Reilinger Eck

Artikel in der Walldorfer Rundschau 2023 Nr. 21 auf Seite 32 und 33.

Die Walldorfer Rundschau 2023 Nr. 21 | Foto: Dr. Clemens KrieselDie Walldorfer Rundschau 2023 Nr. 21 | Foto: Dr. Clemens Kriesel

Für die einen ist ein Wald ein- fach nur ein Gebiet, in dem  viele Bäume stehen, für ihn sind  die Wälder sein Zuhause: Fast  50 Jahre ist Revierförster Gun- ter Glasbrenner nun für Forst  BW tätig. Bei einer Waldbege- hung am vergangenen Samstag  (20. Mai) in der „Schwetzinger  Hardt“, zu welcher die Land- tagsabgeordnete Christiane  Staab (CDU) und der CDU- Stadtverband Walldorf eingeladen hatten, konnten sich die rund 35  Teilnehmer des Eindrucks nicht erwehren, dass der „Waldflüsterer“  nicht nur jeden Baum oder jede noch so kleine Pflanze beim latei- nischen Namen kennt, sondern auch deren jeweiligen Vornamen. Kompetent, anschaulich und leidenschaftlich führte Glasbrenner  zweieinhalb Stunden durch den Bereich „Reilinger Eck“ und infor- mierte zunächst darüber, „dass es ein Riesenkampf war, der insge- samt 14 Jahre gedauert hat, bis das Regierungspräsidium Freiburg  am 5. November 2013 die Verordnung über das Regionale Wald- schutzgebiet und den Erholungswald Schwetzinger Hardt“ erlassen  habe. Glasbrenner: „Mit einer Fläche von insgesamt 3125 Hektar  ist die Schwetzinger Hardt damit das größte regionale Waldschutz- gebiet mit Erholungswald in Baden-Württemberg.“ Dass der Klimawandel, einhergehend mit wenig Niederschlag und  großer Hitze, enorme Auswirkungen auf das Waldgebiet hat, konn- ten die Teilnehmer auf der rund fünf Kilometer langen Begehung  selbst in Augenschein nehmen. „Und das Reilinger Eck ist hiervon  am stärksten betroffen und geschädigt“, sagte Glasbrenner, der  ferner über die vielfältigen Maßnahmen von Forst BW berichtete,  um den Wald zu erhalten und mit Blick auf die klimatischen Her- ausforderungen zukunftsgerichtet aufzustellen. An einem Stoppunkt wies der Revierförster darauf hin, dass sich  mit einem „Kiefernwald der sarmatischen Steppe“ ein außerge- wöhnlicher Lebensraum im „Reilinger Eck“ befinde. „Kiefernstep- penwälder gibt es in ganz Baden-Württemberg auf 19,2 Hektar und  7,9 Hektar davon befinden sich bei uns in Walldorf. Dies wurde


der Europäischen Union (EU) gemeldet und dort entsprechend  registriert. Länder, die diesen Waldtyp haben, sind gesetzlich ver- pflichtet, diesen zu erhalten oder wiederherzustellen.“ Eine solche  Maßnahme sei „recht kostspielig und ein Riesenaufwand“, die  Stadt Walldorf habe deren Finanzierung, unterstützt durch eine  Förderung seitens der EU, übernommen. Nächster Haltepunkt der Begehung war eine amerikanische Rotei- che. „Die Blätter dieser Baumart färben sich im Herbst wunderbar  rot, daher kommt auch der Name. Die Roteiche wächst drei- bis  viermal schneller als beispielsweise unsere deutsche Eiche und  kommt kurioserweise mit dem Klimawandel sehr gut zurecht. Jetzt  haben wir allerdings ein Problem, denn nach der Schonwaldver- ordnung dürfen wir hier keine ausländischen Baumarten setzen  – und damit auch nicht die Roteiche. Ich halte es für falsch, stur  an dieser Verordnung festzuhalten, gerade angesichts der jetzigen  Notsituation“, kritisierte Glasbrenner. Um den geschädigten Kiefernwald mit Eichen anzureichern, setzt  der Revierförster auch auf eine „tierische Zusammenarbeit“: „Der  Eichelhäher sammelt vor dem Winter fast 5.000 Eicheln, von denen  er 2.000 nicht mehr wiederfindet. Er pflanzt sie, er versteckt sie,  sowohl einzeln als auch in Gruppen. Beides kommt uns entgegen.“ Glasbrenner zeigte im weiteren Verlauf der Waldbegehung die  Lagerstätte von Rehen, informierte darüber, wie sich Wildschweine  ernähren und dass sie auf der Suche beispielsweise nach Engerlin- gen den Boden umgraben, und führte ferner zu dem sogenannten  Kuhbrunnen und zur Waldweide, auf welcher die beiden Esel Bella  und Camillo als vierbeinige Landschaftspfleger tätig sind. Ihren Abschluss fand die interessante Tour in der Waldhütte des  Vereins „Wanderfreunde Verkehrsverein Walldorf “. Gemeinsam  mit seinem Helferteam hatte der Vorsitzende Hans Bühler erfri- schende Getränke parat und Butterbrezeln wie auch heiße Würst- chen mit Brötchen vorbereitet, was bei allen Teilnehmern auf große  Resonanz stieß. Christiane Staab MdL dankte Glasbrenner für die Führung: „Vielen  Dank dafür, dass Sie noch kurz vor Ihrem Ruhestand, Ihren rei- chen Schatz an Wissen über und um den Walldorfer Wald und die  Schwetzinger Hardt mit uns geteilt haben. Ich danke auch für die  gemeinsame Zeit und unsere hervorragende Zusammenarbeit, als  ich noch Bürgermeisterin der Stadt Walldorf war.“