CDU Stadtverband Walldorf

Städtischer Wohnraum bleibt begehrt

Gemeinderat beschäftigt sich mit den Vergabekriterien

Artikel in der Walldorfer Rundschau 2023 Nr. 21 auf Seite 5

Die Walldorfer Rundschau 2023 Nr. 21 | Foto: Dr. Clemens KrieselDie Walldorfer Rundschau 2023 Nr. 21 | Foto: Dr. Clemens Kriesel

„Die Nachfrage nach bezahlbarem  Wohnraum ist hoch“, sagte David Hö- gerich in der jüngsten Sitzung des Ge- meinderats. Der Leiter des städtischen  Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft hatte eine umfangreiche Vorlage zu  den Vergabekriterien für den kommu- nalen Wohnraum erarbeitet, der der  Gemeinderat mit einstimmigen Be- schlüssen folgte.  Dazu zählt, dass die Vergabe auch künftig  nur im Rahmen der Einkommensgren- zen nach dem Landeswohnraumförde- rungsgesetz erfolgt. Die Punktematrix für  Bewerber wurde leicht modifiziert. Und  es wurde zur Vereinfachung beschlos- sen, dass ein Wohnberechtigungsschein  auch beim Eigenbetrieb beantragt wer- den kann, nicht mehr nur wie bislang im  Amt für soziale Hilfen. Ergänzend wurde  die Verwaltung vor dem Hintergrund des  Fachkräftemangels noch beauftragt, au- ßerhalb der städtischen Wohnraumver- gabe separaten Wohnraum für städtische  Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen. „Geförderter Wohnraum“ Högerich machte deutlich, dass man  seit der Novellierung des Landeswohn- raumförderungsgesetzes 2020 und der  folgenden Anhebungen der Einkom- mensgrenzen statt von „sozialem“ heute  von „gefördertem Wohnraum“ sprechen  müsse. So sind die Voraussetzungen für  einen Wohnberechtigungsschein aktuell  auf Jahresbruttoeinkommen von bei- spielsweise 52.700 Euro (eine Person)  oder 70.700 Euro (vier Personen) fest- gelegt. Damit habe das Land auf die Tat- sache reagiert, dass nicht nur Personen  mit einem geringen Einkommen, son- dern auch „Normalverdiener“ Probleme  bei der Wohnraumversorgung hätten,  so Högerich. Nach seinem Eindruck ist  das noch nicht allgemein bekannt, was  sich auch daran zeige, dass die Bewerber  überwiegend eine Einkommensstruk- tur von weniger als 30.000 Euro auf- wiesen. Zwar brauche der Eigenbetrieb  ganz sicher „keine Werbemaßnahmen“,  dennoch wolle man mit einer besse- ren Öffentlichkeitsarbeit auch für eine  ausgewogenere Struktur im städtischen  Wohnungsbestand sorgen. Das Signal:  Der Eigenbetrieb ist auch für Bürger mit  den beschriebenen höheren Einkommen  da.  Der Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft verwalte 55 Liegenschaften mit 323 Woh- nungen. Aktuell stünden 162 Personen  auf der Warteliste. Der Wohnraum werde  seit Jahrzehnten nach sozialen Gesichts- punkten vergeben. Um eine transparente  und einheitliche Vergabe zu erreichen,   waren 2020 neue Vergabekriterien be- schlossen worden, die auf einer Punk- tematrix beruhen. Diese berücksichtigt  unter anderem, wie lange Bewerber in  Walldorf leben und arbeiten, und vergibt  weitere Punkte nach familiären Faktoren  oder bei einer Schwerbehinderung. Mo- difiziert wird mit dem neuen Beschluss  die Kategorie Ehrenamt: Künftig gibt  es statt pauschal zwei Punkten nun bei  dreijährigem Engagement im Ehrenamt  einen, bei bis zu fünf Jahren zwei Punkte.  Ganz neu ist das „Mitarbeiterwohnen“:  Alle Beschäftigten des „Konzerns“ Stadt  Walldorf – zu dem auch Astor-Stiftung,  Stadtwerke und ihre Tochtergesellschaf- ten gehören – erhalten ebenfalls einen  Punkt. Nicht aufgenommen in die Mat- rix wurden die diskutierten Kategorien  „Einkommen“ und „Junges Wohnen“. Stellungnahmen der Fraktionen Die Vergabe von Wohnraum stelle für die  Stadt „ein wesentliches Element sozialer  Fürsorge“ dar, sagte Mathias Pütz (CDU).  Es sei „absolut notwendig, öffentlichen  Wohnraum zu vertretbaren Konditionen  bereitzustellen“. Dabei tue die Stadt ihr  Bestes, um das Angebot zu maximieren.  Pütz mahnte, die Vergabe von Berechti- gungsscheinen für höhere Einkommens- gruppen „kritisch zu analysieren“, wolle  man doch „keinen Verdrängungswettbe- werb zu Lasten der sozial Schwächeren“.  „Es ist unabdingbar, dass wir weiter in  bezahlbaren Wohnraum investieren“,  sagte Petra Wahl (SPD). Das werde den- noch nicht für alle Bewerber ausreichen,  deshalb müsse man schon heute in die  Zukunft blicken und nach weiteren ge- eigneten Arealen suchen. Die Modifizie- rung der Punktematrix sehe ihre Frakti- on positiv. So sei es „richtig und wichtig“,  die städtischen Mitarbeiter darin aufzu- nehmen. Für Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die  Grünen) ist es „sinnvoll und notwendig“,  dass der Gemeinderat die vorgeschlage- nen Punkte beschlossen hat. Die Stadt sei  auch aktuell wieder dabei, ihren Bestand  an gefördertem Wohnraum auszubauen.  Wichtig sei aber, den Flächenverbrauch  zu begrenzen. Deshalb müsse man sich  über den Wegfall von Höhengrenzen und  eine verdichtete Bebauung Gedanken  machen, „ohne die grüne Lunge zu ver- lieren“. „Wir hoffen, dass eine faire und gerech- te Vergabe gelingen kann“, sagte Dagmar  Criegee (FDP). Es sei wichtig, dass auch  Menschen, die sich durch die Ausübung  eines Ehrenamts in die Gemeinschaft einbringen, hier geförderten Wohnraum  finden können. Ihre Fraktion sei deshalb  froh, dass das Anliegen einer stärkeren  Gewichtung des ehrenamtlichen Engage- ments in der Punktematrix berücksich- tigt sei.