CDU Stadtverband Walldorf

Artikelserie: Leitziele für Klimaneutralität im Jahr 2040 - Teil 4

Energie hat keine Farbe

Insbesondere weil die öffentliche Debatte der letzten Wochen stark von der Zukunft der Energieversorgung der privaten Haushalte geprägt ist und sich der Gemeinderat mit den Klimaleitzielen 2040 beschäftigt, wollen wir uns in unserer Artikelserie mit der Strom- und Wärmeerzeugung befassen.
 

Die Stadtwerke Walldorf | Foto: Dr. Clemens KrieselDie Stadtwerke Walldorf | Foto: Dr. Clemens Kriesel

Zweifellos ist es richtig, die Stromproduktion auf unserer Gemarkung zu optimieren. Einzuschließen sind dabei die geeigneten Dachflächen genauso wie die (unseres Erachtens) noch ertragstärkeren Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Wichtig ist, dass Letztere nicht in direkter Konkurrenz zum Ackerbau stehen, sondern vor allem Flächen zum Beispiel entlang der Autobahnen belegen. Ebenso unterstützen wir Modellversuche unserer Wohnungswirtschaft zur Installation von Kleinwindkraftanlagen unter Berücksichtigung der Durchlüftung unserer Stadt. Wichtiger noch als ein maximaler Ausbau der PV-Anlagen ist, dass parallel Speicherkapazitäten auch vor Ort aufgebaut werden. Das Ziel, den in Walldorf benötigten Strom bis 2040 zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen zu beziehen und 80 Prozent davon auf unserer Gemarkung zu erzeugen, halten wir für ambitioniert, aber erreichbar und werben für die Inanspruchnahme der städtischen Förderprogramme und um Unterstützung durch die Bevölkerung. Dass die großen Stromtrassen von Nord nach Süd kommen müssen und dass gerade die eigentlich klimaneutralen Atomkraftwerke durch klimaschädliche Gas- und Kohlekraftwerke ersetzt werden, sehen wir in der Gesamtschau kritisch. Das liegt aber nicht in kommunaler Hand. 

Komplexer gestaltet sich die Problemstellung im Bereich Wärme. Die angestrebte Abkehr von fossilen Energieträgern, wie Öl- oder Gasheizungen, hängt stark von der Leistungsfähigkeit und Investitionsbereitschaft der Gebäudeeigentümer ab. Während die bundesweite Pflicht zur sukzessiven Auswechslung entsprechender Heizungen hohe Wellen schlägt, sind wir kommunalpolitisch bestrebt, praxisnah die uns betreffenden Aspekte der Wärmeversorgung anzugehen, zumal sich in der Bevölkerung die Sorgen mehren, bei Sanierung und Heizungstausch (auch abhängig vom Lebensalter) finanziell überfordert zu werden.

Gegenwärtig überprüft die Stadt Walldorf die Machbarkeit eines Wärmenetzes, also die Versorgung mit Warmwasser aus einer zentralen Quelle. Dieser Schritt ist notwendig und muss zeitnah Erkenntnisse bringen, zumal der Walldorfer Gaskunde von heute perspektivisch zum Wärmekunden werden könnte. Bis im Bestand ein Wärmenetz funktionsfähig implementiert sein wird, werden aber noch Jahre vergehen. So oder so.

Zwischenzeitlich gilt es, unser funktionierendes Gasnetz so lange wie nötig, fach- und sachgerecht, aber vor allem zuverlässig weiter zu betreiben. Für uns steht die Versorgungssicherheit an erster Stelle. Sollte langfristig ein anderer Energieträger für das bestehende Netz zur Verfügung (Stichwort Wasserstoff) stehen, so gilt es, dessen Einsatz zu prüfen. Zwischenzeitlich bleiben für einen Heizungstausch weg von Öl und Gas die Wärmepumpen in den verschiedenen Varianten, wohlweislich dass eine dadurch abnehmende Zahl an Gaskunden die zukünftige Wirtschaftlichkeit eines Wärmenetzes verschlechtern kann. Sollte der Startschuss für dieses Netz fallen, wäre ein Umschluss von Gas auf Wärme in Zukunft für zahlreiche Kunden wohl möglich. Da trotz verschiedener Förderungen ein Heizungstausch meist mit enormen Kosten und ergänzenden Umbauten verbunden ist, legen wir Wert auf eine Beratung durch das städtische Quartiersmanagement in Verbindung mit Energieberatern und Schornsteinfegern.

Jeder Haushalt erfordert ob der Komplexität eine individuelle Lösung, tragfähig für Eigentümer und Mieter. In der Fachpresse ist gegenwärtig auch von der kommunalrechtlichen Möglichkeit eines Anschlusszwanges an Wärmenetze zu lesen. Dies lehnen wir zurzeit im Bestand weitestgehend ab. Zunächst muss die Infrastruktur hierfür geschaffen werden, eine Vorleistung, die immense städtische Ressourcen binden wird. In Anbetracht knapper Kapazitäten am Markt ist dieser Netzausbau eine Herkulesaufgabe. Eine Kosten-Nutzen-Analyse ist für unsere Fraktion hierbei unentbehrlich.

Priorität bei Strom- als auch Wärmeproduktion ist für uns die zuverlässige Versorgung unserer Bevölkerung und die möglichst praxisnahe und pragmatische Lösung aller einhergehenden Fragestellungen in der kommunalen Zuständigkeit.