Im Spätjahr 1945 gründeten in Walldorf verantwortungsbewußte Männer beider Konfessionen um Wilhelm Schmelcher im Hotel „Astoria" die CDU-Ortsgruppe. Ein Protokoll darüber ist nicht auffindbar, vermutlich auch nicht vorhanden. Dies ist aus heutiger Sicht bedauerlich, erklärt aber, daß es den „Männern der ersten Stunde" weniger auf Geschriebenes ankam als auf Taten.
CDU-Stadträte der Gründerzeit mit Bürgermeister Wilhelm Schmelcher Ihr Ziel war, bei der kommenden Gemeinderatswahl ein gutes Ergebnis zu erzielen. Es gab einen harten Kern von Aktiven, und es gab viele, die mit ihnen sympathisierten. Eine ganze Reihe von ihnen wirkten noch lange Jahre auch im Gemeinderat, im Kreisrat und in der Vorstandschaft.
Unter den „Männern der ersten Stunde" ist einer, dem vor allem Dank und Anerkennung für seine Arbeit gebührt, nämlich Wilhelm Schmelcher. Aus der evangelischen Jugend kommend, suchte und warb er Bekannte und Freunde aus dem christlich-bürgerlichen und sozialen Lager. Sein Ziel war es, die Bürger aus den katholischen und evangelischen Kreisen zusammenzuführen. Es war eine Aufgabe, der er sich mit ganzer Hingabe widmete.
Der erste feststellbare Nachweis über die CDU in Walldorf - sie nannte sich damals noch CSU - ist eine Abrechnung an den Kreisverband, datiert vom 17. Dezember 1945. Damit ist dokumentiert, daß zumindest ab diesem Zeitpunkt die CDU Walldorf existierte. Die Gemeinderatswahl am 27. Januar 1946 erbrachte einen überwältigenden Sieg für die Union. Von acht Stadträten gehörten sechs der CDU an: Wilhelm Schmelcher, Erwin Müller, Georg Körner, Peter Weisbrod, Martin Mayer und Hans Günther. Wilhelm Schmelcher wurde vom Gemeinderat zum Bürgermeister gewählt. Für ihn rückte Ludwig Fischer in den Gemeinderat nach. Bei der Gemeinderatswahl 1948 hatte die CDU
einen ähnlich großen Erfolg. Diesmal wurden Erwin Müller, Hans Günther, Peter Weisbrod, Martin Mayer, Georg Körner, Jakob Becker, Karl Koppert und Wilhelm Nicolai gewählt.
Acht Jahre lang, von 1946 bis 1954 war Wilhelm Schmelcher, getragen von der CDU-Mehrheit im Gemeinderat, Bürgermeister unserer Stadt. Die Nachkriegszeit war geprägt vom Wiederaufbau und der allgemeinen Wohnungsnot. Gerade die heute in dieser Form unvorstellbare Wohnungsnot, die
zusätzlich noch durch die zugewiesenen Heimatvertriebenen aus dem Osten vergrößert wurde, hat die Kräfte von Bürgermeister Schmelcher über Gebühr strapaziert. Dennoch scheute er keine Zeit und Mühen für gesellschaftliche und repräsentative Aufgaben. Man erinnert sich noch heute an die Erstellung der Anlage des Reit- und Rennvereins und die daran anknüpfenden Spargelfeste und die Enthüllung der Astorbüste auf dem Marktplatz. Es waren Ereignisse und Veranstaltungen, die vom persönlichen Wirken von Bürgermeister Schmelcher geprägt waren und bei denen die ganze Stadt Anteil nahm. Bei der Bürgermeisterwahl 1954, die sehr im Zeichen der notwendigen Wohnungszuweisungen durch den Bürgermeister stand, verlor Wilhelm Schmelcher gegen Wilhelm Willinger (FDP/DVP), der zusätzlich die Unterstützung der anderen Rathausparteien hatte. Die Wahlniederlage, die zwar knapp ausfiel, war ein herber Verlust für Wilhelm Schmelcher und die CDU. Nunmehr galt es, das Werk der Gründerzeit in einer gewandelten Ära fortzusetzen.
Von den Seiten 21-23 der Broschüre
50 Jahre CDU.