Natur, Umwelt und Klimaschutz
Weit früher als andere haben wir unseren heimatprägenden Wald und die Wiesen unter Schutz gestellt. Unser Wald ist jedoch Sorgenkind, aber auch Hoffnungsträger zugleich. Höhere Temperaturen, Trockenheit und der damit verbundene Schädlingsbefall werden unser Waldbild unwiederbringlich verändern. Pflege und Erhaltung des Forstes kosten viel Geld. Geld, das hier jedoch gut angelegt ist und sich bei unserem Förster Gunter Glasbrenner in kompetenten Händen befindet. Mit sachkundiger Unterstützung von Wissenschaft und Fachbehörden und dem politischen Rückhalt hier im Gremium stellt er die Weichen für den kommenden Veränderungsprozess. Freie Feldflächen müssen heute mit anderen Augen betrachtet werden. Während sich landwirtschaftliche Intensivnutzung auf dem Rückzug befindet und Sonderkulturen wie der Spargel weiter ein wichtiger Erwerbszweig der örtlichen Landwirtschaft darstellt, müssen wir zugleich der Natur, Fauna und Flora mehr Raum geben. Mit dem Projekt „Blühwiesen“ leisten wir einen wesentlichen Beitrag gegen das Insektensterben bzw. für den Erhalt der Biodiversität. Der finanzielle Ausgleich für die teilnehmenden Landwirte durch die Stadt ist selbstverständlich. Die Walldorfer Wiesen sind ein weiterer Trittstein der ökologischen Vernetzung und die Ausweisung der Storchenwiese als Naturschutzgebiet ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Innerstädtische und dem Mikroklima entgegenkommende kleine Naturräume erfordern wie schon gerade eben angedeutet eine harte Linie der Verwaltung beim Ausgleich von ökologischen und ökonomischen Interessen. Diese unterstützen wir. Darüber hinaus geben wir zu bedenken, ob die ökologische Aufwertung von privaten Grundstücksflächen zukünftig nicht auch in einer Fördermaßnahme berücksichtigt werden kann.
Klimawandel und Klimaschutz sind keine Bereiche, die wir als Stadt Walldorf signifikant beeinflussen können. Da beides jedoch leider nicht vor unserer Haustür Halt macht, sind wir gerade hier in einer besonderen Verantwortung. Auf unserer Gemarkung wird sehr viel Energie verbraucht, unsere Emissionen sind weit überdurchschnittlich. Gleichzeitig ermöglicht es uns unsere finanzielle Stärke, beim Klimaschutz eine Vorreiterrolle einzunehmen. Unabhängig davon, wie wir einzelne Entwicklungen bewerten - Klimapolitik steht zu Recht ganz oben auf der Agenda. Allein schon der Stellenwert dieses Themas in Verbindung mit den Sorgen und der Beunruhigung unserer Bevölkerung fordern uns zum Handeln auf. Bekanntlich sind es bedauerlicherweise die armen und ärmsten Menschen, die in Ihren Heimatländern den stärksten Auswirkungen des Klimawandels ausgesetzt sind. Doch auch wenn der Anstieg des Meeresspiegels oder Wasserknappheit hier keine alltäglichen Auswirkungen auf unser Zusammenleben haben, hat die Dürre der letzten Jahre dafür gesorgt, dass Deutschland ganz vorne bei den vom Klimawandel betroffenen Staaten vertreten war.
Stärker als bisher muss der Fokus auf der individuellen Veränderung der Lebensgewohnheiten liegen. Nicht Verbote oder Bevormundung werden das bewirken, sondern vor allem beispielhaftes Vorleben und Überzeugungskraft. Jeder einzelne kann mithelfen, den schonungslosen Ressourcenverbrauch einzudämmen.
Es ist eine informierte und aktive Öffentlichkeit, die beispielsweise die Ziele des Pariser Klimaabkommens mit Leben erfüllen. Mit dem Mandat unserer Wähler haben wir in Walldorf umfangreiche Sanierungs- und Förderprogramme aufgelegt. Da das Interesse zuletzt abgeflacht war, möchten wir nun den Walldorfern durch ein kostenloses Sanierungsmanagement zur Seite stehen. Diese Beratung ist uns auch eine personelle Aufstockung hier im Rathaus wert. Ebenso könnten wir eine Ansiedelung dieser Dienstleistung bei den Stadtwerken befürworten.
Bei der Gebäudesanierung - und dabei insbesondere bei den Altlasten - gehen wir als Stadt Walldorf mit einem guten Beispiel voran. Das gleiche müssen auch wir als Stadträtinnen und Stadträte tun. Gerade bei der Gebäudetechnik sollten wir diese Ambitionen noch weiter verstärken; eine Verpflichtung zur Installation einer Photovoltaikanlage auf Privathäusern von Käufern städtischer Grundstücke hat der Gemeinderat jedoch zu Recht abgelehnt.
Wissen, wirtschaftliche Spielräume und technische Instrumente sind uns gegeben. Nun müssen wir in Walldorf beim Klimaschutz strategisch und einvernehmlich vorgehen, um möglichst viele Menschen auf diesem Weg mitzunehmen. In diesem Fall macht uns der erneute „European Energy Award“ keineswegs zufrieden, er bekräftigt uns jedoch in der Überzeugung, den richtigen Weg zu beschreiten. In diesem Zusammenhang danken wir besonders den Mitarbeitern im Fachbereich von Herrn Brecht, bei denen dieses Aufgabengebiet angesiedelt ist.